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Zurück zur Sachlichkeit. Bankgeschäfte - ein wertvolles Gut.

Beckmann & Partner CONSULT bricht eine Lanze für die Banker.

Datum | 24.02.2012

Geht es um die Banken-Branche, so dreht sich die öffentliche Wahrnehmung zurzeit vor allem um eins: die Finanz- und Wirtschaftskrise, die in erster Linie den Banken angelastet wird. Deutschland – Katastrophenland. Das ist der Eindruck, der in Presseberichten vermittelt wird: Noch immer ist beispielsweise von „dubiosen Wertpapiergeschäften“ (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,812041,00.html) die Rede, ebenso von der „Finanzkrise“. Und das hat Folgen: „Eine Gemengelage aus negativen Branchen-Nachrichten hat (…) die Bankenwerte im DAX tief in die Verlustzone gedrückt“ (http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/Bankenwerte-Commerzbank-und-Deutsche-Bank-verlieren-Schlechte-Nachrichten-1655229) – so war es gerade vor wenigen Tagen unter www.finanzen.net zu lesen. Doch gerade angesichts dieses Medien-Hypes lohnt es, sich einmal auf die eigentlichen Aufgaben der Banken in Deutschland zu besinnen.


Banken übernehmen in erster Linie

  1. das Einlagen- und das Kreditgeschäft, 
  2. die Abwicklung des Zahlungsverkehrs 
  3. das Wertpapiergeschäft – den An- und Verkauf von Wertpapieren

Insbesondere das letzte Geschäftsfeld sorgt also dafür, dass das Ansehen der Branche in eine Schieflage geraten ist – und damit mittlerweile ein gesamtes Berufsfeld gefährdet: Arbeiteten im Jahr 2000 noch 774.500 Menschen in Deutschland im Bankensektor, so waren Ende 2010 nur noch 657.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Banken beschäftigt (Quelle: Bankenverband). Wirft man aber zugleich einen Blick auf die Statistik der Deutschen Bundesbank, so zeigt sich, dass der Geschäftszweig des Wertpapiergeschäfts, der so stark in den Medien diffamiert wird, eigentlich nur einen Bruchteil von den Gesamt-Dienstleistungen einnimmt: Im Jahr 2010 wurden beispielsweise 5.871 Mio. Überweisungen getätigt, 8.697 Mio. Lastschriften eingezogen und 4.616 Mio. Mal Geldautomaten genutzt – und dem stehen gerade einmal 104 Mio. Wertpapiergeschäfte gegenüber (Quelle: Bundesbank).

Über Jahre hinweg spiegelt sich bereits die „Demontage“ der Banken in der Presse wider. Bis 1994 wurde beispielsweise die WestLB in den Medien als TOP-Unternehmen gehandelt: Durchweg positive Meldungen machten die Runde. TUI sowie Klöckner & Co. – alle wurden mithilfe der WestLB „gerettet“, auch das Land Nordrhein-Westfalen hat die WestLB geschätzt und in die Bank investiert (vgl. Stuttgarter Zeitung vom 7. Mai 2003 und Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 1. September 1994). Doch dann kam der Fall: Die politischen Vertreter begannen, die WestLB Stück für Stück zu zerschlagen. Das Wohnungsbau-Fördergeschäft wurde herausgenommen – ein lukrativer Bereich – und so folgten immer weitere Filetstücke. Bis die WestLB im Jahr 2002 letztendlich tiefrote Zahlen schrieb. Und die Politiker, die für diese Entscheidungen zuständig waren, gehören nun zu den härtesten Kritikern: Von „Casino-Kapitalismus“ ist da unter anderem die Rede – dabei ist die Politik für den Zustand der Landesbank durchaus mit verantwortlich. Reine Privatbanken stehen in der Regel besser da, wie man an der Deutschen Bank sehen kann.

So werden im Rahmen der Bankenkrise gerne auch eigene Fehler den Banken zugeschoben – und das trägt ebenfalls zu der öffentlich wahrgenommenen Schieflage bei. Beispiel: der Ort Hückeswagen. Hier wurden die Risiken der getätigten Swap-Geschäfte anscheinend vom Kämmerer nicht richtig eingeschätzt. Doch die Kommune verklagte die WestLB als beratendes Institut. Fakt ist jedoch: Wer Geld so anlegen will, dass er von möglichst hohen Zinsen profitiert, der sollte – als mündiger Bürger oder auch als kompetente Kommune – sich umfassend über die Risiken informieren und dementsprechend agieren. So geschah es beispielsweise in der kleinen Gemeinde Leopoldshöhe bei Bielefeld. Auch der Kämmerer dort war von der WestLB beraten worden und hatte sich an Derivatgeschäften beteiligt. Er aber löste das Währungszinsgeschäft der Gemeinde rechtzeitig auf und erzielte unterm Strich noch 6.657,22 Euro Gewinn aus Zinsvorteilen (vgl. Lippische Landeszeitung vom 8. Februar 2012).

Generell gilt: Banken gehören zu dem am strengsten überwachten und regulierten Wirtschaftszweig in Deutschland. Hier wird von Beratungsprotokollen bis hin zu mehr als 50 Anzeige- und Meldevorschriften (vgl. Deutsche Bundesbank: Übersicht über die Anzeige- und Meldevorschriften für Finanzdienstleistungsinstitute und Wertpapierhandelsbanken nach dem KWG) einiges verlangt – und damit entsteht auch ein immenser Verwaltungsaufwand, der wiederum von den Banken zu tragen ist. Das zeigt sich zum Beispiel im „DB Research“ der Deutschen Bank zum Thema MiFID 2, der erweiterten EU-Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente: Die EU-Kommission „…hat ausgerechnet, dass die Umsetzung der neuen Regeln einmalig höchstens 732 Millionen Euro kostet und jährlich 586 Millionen Euro (Deutsche Bank Research, Aktueller Kommentar vom 19. Oktober 2011)

Im Gegenzug sind die Erwartungen eines jeden Einzelnen an das Kreditinstitut hoch gesteckt:

  • Die Bank soll möglichst ein kostenloses Girokonto zur Verfügung stellen 
  • sie soll niedrigste Zinsen für Kredite gewähren 
  • sie soll höchste Zinsen für angelegtes Geld gewähren
  • und zugleich ist die Wechselbereitschaft der Kundinnen und Kunden hoch.

Insgesamt lässt sich also sagen, dass die Kunden zwar keine Verantwortung für ihre Geldgeschäfte übernehmen möchten, aber zugleich vollen Service, volle Absicherung, kostenlose Beratung und absolute Nähe genießen möchten. Allerdings sieht die Ertragslage der Banken, die diese Leistungen möglich macht, alles andere als rosig aus. Die Zinsmargen sind stark rückläufig. Konnten die Banken 2009 noch 432,8 Milliarden Euro Zinsen erzielen, so waren es im Jahr 2010 noch 309,9 Milliarden und 2011 262,1 Milliarden Euro (Quelle: Bundesbank). Die Kundenanforderungen sowie die gesetzlichen Anforderungen steigen dagegen immer weiter an. Bleibt die Frage: Wer soll die vielen Leistungen bezahlen?

Und werfen wir einen Blick auf die Menschen, die in Banken arbeiten. Sind sie durchweg skrupellos und verantwortungslos? Fakt ist: Nur ein geringer Prozentsatz der Mitarbeiter haben tatsächlich Fehler gemacht und nicht abgesicherte Risikogeschäfte getätigt. Der Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter macht dagegen einen guten Job und erbringt Leistungen, die wir alle tagtäglich genießen.

Und so mancher aus dem Bankenkreis hat auch die Eurokrise sehr früh erkannt – und darauf hingewiesen. So zeigt sich zum Beispiel ebenfalls in den Pressemitteilungen der vergangenen Jahre, dass bereits 1996 festgestellt wurde, dass weder Griechenland, noch Spanien oder Italien die richtigen Voraussetzungen für eine stabile Euro-Währung mitbringen (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. April 1996). Die Politiker aber haben – allen Hinweisen zum Trotz – diese Länder dennoch in die Eurozone aufgenommen. Es gab also genug Warner und Mahner aus dem Bankensektor – nur wurden sie nicht gehört.

Ein Fazit
Schlechte Geschäftspraktiken sind zu verurteilen und sollen an dieser Stelle nicht entschuldigt werden. Schließlich mag es, wie überall, auch unter den „Bankern“ schwarze Schafe geben. Aber ihr Anteil ist im Verhältnis zu allen Beschäftigten gering. Doch die Berichterstattung vermittelt ein anderes Bild: Ständig von Katastrophen in diesem Umfeld zu berichten, sorgt eher für Verunsicherung und zeugt von mangelnder Seriosität, die wahren Probleme lassen sich so aber nicht lösen. Stattdessen sollten sich alle Beteiligten für einen kritischen, ehrlichen Dialog engagieren, der sämtliche Facetten beleuchtet. Und dann wird auch wieder mehr ins Blickfeld geraten, was die Banken volkswirtschaftlich für uns alle – für Unternehmen sowie für die Bürgerinnen und Bürger - möglich machen. Das ist ein wertvolles Gut.

Ansprechpartner:
Matthias Wieking
Geschäftsführer

Quellen:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,812041,00.html
http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/Bankenwerte-Commerzbank-und-Deutsche-Bank-verlieren-Schlechte-Nachrichten-1655229
3 Bankenverband, http://www.bankenverband.de
4 vgl. http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Statistiken/statistiken.html
5 vgl. Stuttgarter Zeitung vom 7. Mai 2003
6 vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 1. September 1994
http://www.neues-deutschland.de/artikel/190771.html
8 vgl. Lippische Landeszeitung vom 8. Februar 2012
9 vgl. Deutsche Bundesbank: Übersicht über die Anzeige- und Meldevorschriften für Finanzdienstleistungsinstitute und Wertpapierhandelsbanken nach dem KWG
10 http://www.dbresearch.de/servlet/reweb2.ReWEB?addmenu=false&document=PROD0000000000279713&rdShowArchivedDocus=true&rwnode=DBR_INTERNET_DE-PROD%24NAVIGATION&rwobj=ReDisplay.Start.class&rwsite=DBR_INTERNET_DE-PROD vom 19. Oktober 2011
11 vgl. http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Statistiken/statistiken.html
12 vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. April 1996